Wechselausstellungen

Haus des Waldes Köln

Wechselausstellungen

 

2021/2022

Wetterpilze – natürlich künstlich

Klaus Herda

ab 04.07.2021

Klaus Herda, geboren 1967 als jüngster von drei Brüdern in Hürth bei Köln, ist „Wetterpilze-Sammler“. Seine Leidenschaft für diese natürlich-künstlichen Unterstände erwuchs mit Mitte 40 in Köln; genau genommen am Samstag, den 31. Dezember 2011 in der Merheimer Heide. Der Startschuss für den Heide-Silvesterlauf brachte damals zum 36. Mal die Läufer*innen bei frostigen Temperaturen auf die 10 Kilometer lange Strecke quer durch diesen Teil des Kölner Grüngürtels gleich vier Mal an einen merkwürdigen, einzelstämmigen überdimensionalen Unterstand aus Beton vorbei. Grund genug für einen besonders neugierigen Teilnehmer, sich als erster die Erforschung dieser Art von „Wetterpilzen“ als Neujahrsvorsatz für das Jahr 2012 auf die Fahnen zu schreiben.

Klaus Herda, der heute als geprüfter IT-Entwickler tätig ist, war während seiner Schulzeit als Naturschützer aktiv. Neben den Werten des Naturschutzes blieb er insbesondere dem exakten Kartieren bzw. Auffinden und Beschreiben von besonderen Punkten in der Natur treu und gründete mit dem Wetterpilz-Projekt 2012 rund 30 Jahre später ein internationales Kartierungs-Projekt, das Gegenstand dieser Ausstellung „Wetterpilze – natürlich künstlich!“ ist.

Dank einiger überregionaler Berichte in unterschiedlichen Medien fanden sich bereits 2012 an die Hundert Wetterpilz-Sammler zusammen, um diesen Kunstwerken in der Natur auf die Schliche zu kommen. Nach der Wetterpilz-Ausstellung „Wetterpilze in Köln und im Rest der Welt“ im Sommer 2019 im Bezirksrathaus Köln-Lindental ist die Ausstellung „Wetterpilze – natürlich künstlich!“ 2021 die zweite Ausstellung und basiert auf einem Schatz von fast 900 Wetterpilz-Standorten weltweit und dem Enthusiasmus von mittlerweile mehreren hundert „Wetterpilze-Sammler“.     

Download Broschüre zur Ausstellung: Broschüre Wetterpilze

 

2020

Mein Freund der Eisvogel

Eine Fotoausstellung von Hans Paffrath

08.03.-23.08.2020

Begegnungen mit einem Anglerkollegen und anderen Tieren in der Wahner Heide.

Eigentlich sind wir Kollegen. Beide fangen wir Fische, jeder auf seine Weise. Er, der Eisvogel, fängt die kleinen Fische und ich die großen. Oder besser: Die größeren: Hechte und Karpfen beispielsweise. Ich bin nämlich Angler in der Wahner Heide, er mein fast ständiger Begleiter und über die Jahre sind wir Freunde geworden. So hat sich der Eisvogel auch immer gerne in Positur gesetzt, wenn ich außer der Angel die Kamera dabei hatte und so konnte ich viele Fotos von ihm machen. Darüber habe ich aber die anderen Tiere in der Wahner Heide nicht vergessen und so passierte es zwangsläufig, dass ich weitere Vögel, dazu Schlangen, Urzeitkrebse, Quallen und natürlich Hirsche, Wildschweine und andere ins Bild genommen habe. Herausgekommen ist eine in mehr als 60 Jahren entstandene Fotosammlung über die Tierwelt in der Wahner Heide, im Mittelpunkt immer: Mein Freund, der Eisvogel.

Einführung: HDW, Jürgen Schumann

 

 

 

Eisen-Holz

Holz und Eisenarbeiten von Michael Schüppel und Andreas Müller

30.08. – 30.11.2020

Das Holz des Persischen Eisenholzbaum ist besonders hart. Aus diesem Grunde erhielt er auch seinen deutschen Namen. Was zunächst als Widerspruch erscheint, gehört jedoch zusammen. Ohne Holz und letztendlich Kohle, kein Eisen. Ohne Eisen keine Holzbearbeitung.

Die beiden Kunsthandwerker arbeiten in sehr unterschiedlicher Weise mit diesen beiden Elementen. Die Ausstellung vereint die sehr kontrastierenden Arbeiten zu einer Gesamtschau.

Vortrag: Eisen und Holz in der Kunst, Peter Schmidt

Konzeption: Haus des Waldes Köln, Michael Schüppel und Andreas Müller

 

 

 

 

 

 

 

2019

Die Natur-Maler

Teil 1: 10.03. – 09.05.2019; Teil 2: 10.03. – 04.07.2019; Teil 3: 10.03. – 08.09.2019

Künstlerinnen und Künstler des Kölner Malerkreises stellen ihre Arbeiten aus.

Einführung: Susanne Fritsch, Kölner Maler Kreis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rotwild – Ein Familienportrait unseres größten Säugetieres

15.09. – 30.11.2019

Von Hochsitzen aus beobachtete Wiebke Johanna Dallmeyer-Böhm über ein Jahr lang Rotwild in der Wahner Heide und in der Offenlandschaft der Dreiborner Hochfläche. Ihre Beobachtungen haben Einblicke in das sozial hochentwickelte Verhalten des Rotwildes gegeben, die in der Ausstellung dargestellt werden.

Vortrag: Rotwild in der Wahner Heide, Wiebke Johanna Dallmeyer-Böhm

Konzeption: Haus des Waldes Köln, Wiebke Johanna Dallmeyer-Böhm

Download Broschüre Rotwild: Broschüre Rotwild

 

 

 

 

 

 

2018

Der Waldmaler

11.03. – 02.09.2018

Die Liebe zur Natur und das Geschehene bildlich darzustellen brachte Wolfgang Schieffer 2013 zur Malerei. Seine Leinwände findet er in einem Waldstück im Äußeren Grüngürtel in Longerich. Liegende Baumstämme, die von Wind und Wetter gezeichnet sind, bemalt er mit seinen landschaftlichen Bildern. Die Ausstellung gibt einen Einblick in sein umfangreiches Schaffen.

Einführung: Susanne Fritsch, Kölner Maler Kreis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Baumpilze – Die heimlichen Helfer?

16.09. – 30.11.2017

Die wunderbare Welt der Pilze ist überaus vielfältig und bietet überraschende Einblicke. Im Rahmen der Ausstellung werden die Baumpilze besonders hervorgehoben. Sie besiedeln lebendes und totes Holz und bauen dieses ab. Für das Ökosystem Wald sind sie deshalb von besonderer Bedeutung.

Konzeption: Haus des Waldes Köln, Walter Bieck

 

 

 

 

 

 

 

 

2017

Wildes Köln – Jagendes Köln

10.03. – 28.08.2017

Köln, als größte Stadt Nordrhein-Westfalens, verfügt auch über bemerkenswerte Naturräume und eine äußerst artenreiche Wildtierfauna. Durch die enge Verflechtung von Natur und Ballungsraum kommt es zwangsläufig zu Konflikten bzw. Gefahren und Schäden durch Wildtiere. Die Ausstellung dokumentiert welche regulierende Rolle die Kölner Jäger hierbei übernehmen

Konzeption: Kölner Jägerschaft e.V.

Einführung: Sven Meurs

 

 

 

 

 

 

 

 

Imker in der Stadt

17.09. – 30.11.2017

Eine steigende Zahl von Großstädtern geht dem Hobby der Imkerei nach. Ob in Kleingärten, in der freien Landschaft oder mitten in der Stadt auf Gebäudedächern die Haltung von Bienen, verbunden mit einer guten Honigernte, erfreut sich großer Beliebtheit. Der Fotograf und Vorsitzende der Porzer Imker, Peter Gauger, ist ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Imkerei. Die Ausstellung zeigt Fotografien von Herrn Gauger.

Konzeption: Bienenzuchtverein Porz

 

 

 

 

 

 

 

 

2016

Ganz Köln im Spatzenfieber

01.02.2016 bis 13.03.2016

Wer kannte ihn früher nicht, den Spatz oder Haussperling? In Köln wird er auch liebevoll „de Mösch“ genannt? Er war ein ständiger Begleiter auf vielen Plätzen – nicht nur auf dem Walraffplatz. Auch in Straßencafés und -restaurants, in Grünanlagen oder auf dem Bauernhof wurde er gesichtet. Aber diese Zeiten sind inzwischen vorbei. Heute bekommt man ihn eher selten zu Gesicht und vor allem jüngeren Menschen in der Stadt ist er meist unbekannt. Mit der Aktion „Ganz Köln im Spatzenfieber“ und der gemeinsam mit dem NABU Stadtverband konzipierten Ausstellung „Der Spatz- von der Plage auf die Rote Liste“ möchte die Stadt Köln hierauf aufmerksam machen.

Einführung: Frau Betina Küchenhoff, Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz der Stadt Köln, Claudia Trunk, NABU Stadtverband Köln

 

Der Kölner Wald im Aufbruch

20.03. – 28.08.2016

Die Jahre nach dem II. Weltkrieg sind für den Kölner Wald eine Phase des Aufbruchs. In großem Umfang wurden, vor allem im linksrheinischen Stadtgebiet, Ackerflächen mit Laubmischwald aufgeforstet. Im Kölner Süden entstand der Forstbotanische Garten. Historische Fotos der Kölner Grünverwaltung dokumentieren das Aufforstungsprogramm.

Einführung: Hans-Jürgen Brockmeier, Markus Bouwman

 

 

 

 

 

 

 

 

2015

Scheue Jäger – Greifvögel im Kölner Raum

Fotografien von Oliver Kluth

04.09.-29.11.2015

Oliver Kluth
geboren 1965 in Köln
1971-1985 Grundschule und Gymnasium
1986-1989 Ausbildung zum Drucker
seit 1998 Zweiradmechaniker Fahrrad

Begonnen hat meine Liebe zur Natur schon sehr früh. Mein sehr naturverbundener Vater nahm meine Geschwister und mich in unserem Wochenend- und Urlaubsdomizil im Westerwald von Kindesbeinen an auf seine ausgedehnten Wanderungen mit. Vater Kluth war ein angesehener Hobbyornithologe, der uns einen sehr tiefen Einblick in die Natur und ihre Zusammenhänge geben konnte. Der Schutz der Umwelt und gefiederten Bewohner war ihm ein sehr grosses Anliegen.
Da die Sparte der Singvögel in unserer Familie durch ihn schon besetzt war, konzentrierte ich ab dem etwa 10 Lebensjahr an auf die Familie der Greifvögel. Diese waren in meiner Heimatstadt Köln zur damaligen Zeit eigentlich nicht zu beobachten, meine Wochenend- und Ferienaufenthalte auf dem Land boten mir jedoch reichhaltig Gelegenheit dazu. Mit einem Fernglas und Proviant bewaffnet zog ich alleine in den Wald und hatte mich recht schnell mit den Greifern und deren Gewohnheiten vertraut gemacht. Diese enge Verbundenheit zu diesen Tieren besteht seitdem und ich versuche mein Wissen darüber an meine drei Kinder weiter zu geben, genau so wie es mein Vater bei uns getan hat.
Seit etwa 8 Jahren hat die digitale Spiegelreflexkamera das Fernglas bei mir abgelöst. Das Fotografieren beim Vater von der Pike auf gelernt, ist sie mein ständiger Begleiter in der Natur. Selbst bei kurzen Spaziergängen mit dem Hund hängt sie über meiner Schulter, denn oft ergibt sich spontan die Gelegenheit, einen kreisenden Milan oder einen im Baum sitzenden Habicht zu fotografieren.
Was treibt mich dazu, immer wieder aufs Neue rauszugehen um meinen Fundus an Fotos weiter aufzustocken? Es ist der Ehrgeiz, beim nächsten Mal das NOCH bessere Bild zu machen. Wenn ich nach meiner Pirsch ohne ein Foto nach Hause kommen, ist das kein Grund zum Verzagen. Das oft stundenlange ansitzen hat für mich auch etwas Meditatives: Die Natur zu sehen, zu riechen und zu hören und nur bei mir zu sein geben mir viel Kraft und Ruhe für meinen oft stressigen Arbeitsalltag.

 

Holzbilder / Kölner Bäume – ein lokaler Werkstoff

Röser – Nissing – Schmidt

19.04.-31.05.2015

Präsentiert werden Werkstücke von StadtwaldHolz und von Herrn P. Schmidt, die aus Kölner Bäumen gearbeitet wurden.

 

Peter Schmidt

„Die zahlreichen unterschiedlichen Baumarten desStraßenbaumbestandes, mit ihrer großen Vielfalt an Holzstrukturen und Holzmaserungen inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Nicht nur die Vielfalt, sondern auch die Größeder jeweiligen Stammstücke lassen ein weites Spektrum der Dimensionierung meiner Objekte zu.

Jedes Objekt ist eine neue Herausforderung. Insbesondere die richtige Bearbeitung der einzelnen Holzarten, die jeweiligen Erfahrungenmit dem spezifischen Material und die anschließende Lagerung des Holzes bis zur Trocknung machen den Entstehungsprozessspannend und einzigartig.“

 

StadtwaldHolz®

Die Architektin Sabine Röser und der Schreiner Wilfried Nißing zeigen seit 1992 in Zusammenarbeit, wie man mit guten Ideen, Engagement und dem Vorteil, alle wichtigen Arbeitsschritte in den eigenen Händen zu halten, auf nachhaltigen Wegen vorausgeht:

Unter der von ihnen entwickelten Marke StadtwaldHolz schaffen sie individuelle Möbel, serielle Kleinmöbel und Gebrauchsgegenstände, die sich im wahrsten Sinne des Wortes durch das besondere Etwas auszeichnen und so die Welt schöner und auch ein Stück besser machen.

Nachhaltigkeit ist bei StadtwaldHolz gelebte Realität: für alle Produkte verwendet der Schreiner und die Planerin ausschließlich Holz aus dem Kölner Wald. Sie begleiten jede Möbelfertigung vom Entwurf über die Auswahl des eingeschlagen Holzes, dem Transport, der Holzbearbeitung im eigenen Sägewerk bis hin zur Verarbeitung zum Möbelstück in der eigenen Werkstatt. Auf diese Weise ist nicht nur die ökologische Herkunft des Materials und jedes einzelnen StadtwaldHolz Möbels eindeutig, jedes Stück Holz wird sinnvoll genutzt und so der Verlust von wertvollen natürlichen Ressourcen konsequent vermieden.

 

2014

elementar

Michael Bayer, Birgit Bayer, Ekkehardt Paul Tratzsch

21.09.2014 bis 05.10.2014

Birgit Bayer

Geboren wurde ich in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Nach Abitur und Studium begann ein langes Leben als Journalistin, Lehrerin, Hausfrau und Mutter. Danach folgte eine insgesamt fünfjährige Ausbildung an der Europäischen Kunstakademie Trier, bei dem Dozenten und Kölner Künstler Thomas Peter und bei dem Bonner Steinbildhauer Dirk Wilhelm. Seither arbeite ich als Bildhauerin. Am Anfang ist der Stein. Es ist kein Block. Er hat seine Form und zeigt mir eine Rundung, eine verdrehte Linie oder einen Überhang, die meine Aufmerksamkeit erregen. Den möchte ich bearbeiten. An der Stelle, die mich angesprochen hat, fange ich an. Der Stein beginnt sich zu verändern. Die Rundung, die ich so attraktiv fand, löst sich plötzlich auf, wird unwichtig. Dafür entwickelt er eine Linie, die ich nicht geplant hatte. Aber sie gefällt mir. Langsam übernimmt der Stein die gestalterische Arbeit und führt mich. Ich folge. Manchmal gibt es Missverständnisse. Aber meist sind wir am Ende beide zufrieden.

Michael Bayer

Präzision und exakte Linienführung sind eigentlich meine Sache. Bedingt durch den Beruf des Maschinenbauingenieurs, den ich 40 Jahre lang ausgeübt habe, ist in meinen ersten Bildern die lange Übung mit technischen Zeichnungen nicht zu verleugnen. In den letzten Jahren entfernte ich mich immer mehr davon. In Kursen der Europäischen Kunstakademie Trier näherte ich mich der Farbe und so entstehen mit Hilfe der Acrylmalerei ungewöhnliche Ausschnitte von Naturstimmungen, auch im Zusammenspiel und der Überlagerung mit technischen Symbolen. Zusätzlich entdeckte ich bei dem Kölner Künstler Thomas Peter die Ausdrucksmöglichkeiten der Holzschnitt – Drucktechnik.

Ekkehard Paul Tratzsch

Ehemals Jurist, Lehrer und Großgastronom, lebt und arbeitet in Köln „Kunst sollte anprangern. Sie sollte sowohl Missstände als auch Utopien aufzeigen dürfen – aber auch die Schönheit, die Vielfalt und die Einzigartigkeit des Lebens und der Natur vor Augen führen. Kunst sollte die noch freiere Presse sein, emotional und unkorrekt!“ In meinen Arbeiten habe ich in den letzten Jahren überwiegend den liederlichen Umgang mit der Natur thematisiert und (teils ironisierend) versucht, mit künstlerischen Mitteln anschaulich zu machen, wie Natur und Mensch, Ökosysteme und Eingriffe in diese miteinander verwoben sind, einander bedingen und nur dann ein Auskommen miteinander haben können, wenn sie von Ausgewogenheit bestimmt sind. In der Hauptsache ist mein Material der Stamm, der Ast, die Rinde, das Blatt  –  Natur eben!

 

Fotografien von Wim Cox

26.April bis 25. Mai

Über die Fotografien von Wim Cox

Der Wald verkörpert eine mächtige Natur, in der der Mensch nicht Herrscher und König ist, wo Nützlichkeitsbegriffe versagen, ja sogar der Lächerlichkeit preisgegeben sind. Zu jeder Zeit und in jeder Epoche gab es das Bedürfnis den Wald in dieser Erhabenheit fassen zu wollen.

Ein deutsches Phänomen?

Der Wald ist ein Dickicht, eine filigrane Folie, ein vertikales Geflecht, ein Lichtbrecher, und Zeitfänger, oder einfach nur der Schoß, in dem sich eine andere, geistige, sinnliche Welt verbirgt.

Als der Niederländer Wim Cox nach langem Tiefgang vom Wasser abtrieb, richtete er sich auf und betrat den deutschen Wald, so, wie er es in den vielen vergangenen Jahren vielleicht schon öfter tat. Doch diesmal wanderte er tief in ihn hinein, lief, verließ den sicheren Stand, sprang und drehte sich um sich selbst, legte sich flach auf bemooste Erde und bäumte sich wieder auf – kurz, tat alles, um endlich kopflos zu werden.

Die Macht der Empfindungen läßt sich nicht ohne Bewegung in Bilder fassen und der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können. Aus Tanz wurde Taumel, und endlich befreit vom Nebel einer Welt der Fakten und Daten, der Strategien und Berechnungen des eigenen Tuns, der falschen Hast und emsigen Entfernung von aller natürlichen Nähe, vernahm er endlich den wohlklingenden Geruch von erdigem Grün.

Die stille, jedoch nicht stumme Präsenz des geduldigen Horsts führte ihn in die Vergangenheit, nicht in die eigene, sondern in die eines Klanges, einer Melodie, eines Themas mit Variation. Im Bruchteil einer Sekunde verfiel er fernen Liedern, die jetzt so nah erklangen, empfand die Waldseligkeit eines Richard Strauß, erblickte den Schwarzen Wald eines Johannes Brahms, entdeckte Wald und Flur eines Franz Schubert oder begleitete Gustav Mahler, der auch einmal und wohlbekannt mit Lust in den grünen Wald ging.

Seine Kamera war in all ihren statischen Funktionen unbedeutend geworden. Das bislang technische Gerät revolutionierte zum verlängerten Arm, der seine Bewegung ausführte, seinen Taumel begleitete, sich mitreißen ließ von einer ekstatischen Geste. In diesem Sinne sind die entstandenen Bilder als Dokumentarmaterial mannigfacher Gefühlsvariationen und Assotiationen zu begreifen. Allein so wie sie erscheinen, sind sie im Da und Jetzt entstanden, ohne nachträgliche Bearbeitung oder künstliche Veränderung.

Momentaufnahmen einer Bewegung, eines Zustands, einer Idee.

Und „in der Tat“ birgt der Wald diese Bilder. Er zeigt die Orgelpfeifen, die seinen gotischen Klang verkünden, die rasende Geschwindigkeit des flutenden Lichtstrahls in ihm, das flirrende Rieseln von Lichtstaub, die wässerige Folie von fließendem Grün in der Luft, das Hell am Ende des Tunnels, die Auflösung von Unten und Oben im verschlungenen Grün, die standhaften Säulen vor dem lodernden Feuer und manchmal auch ein preußisches Blau zwischen lichtgrünen Blättern.

Diese Momentaufnahmen des Imaginären und Subjektiven erzählen von den unsichtbaren und doch unübersehbaren Phänomenen einer geistigen Form in klangstarken und poetischen Bildern. U. Jagla-Blankenberg